Unter Palmen (eine Geschichte wurde erzählt, und als die Zeit um war, ging es darum, mit den letzten Worten eine neue Geschichte zu erzählen... Die letzten Worte waren... Oh, dort waren Palmen) ... Oh, dort waren Palmen und ein wunderbarer Sandstrand. Michaela hatte sich ihr romantisches Wochenende mit Jürgen genauso vorgestellt. Nach vielen Tagen Regen schien endlich wieder die Sonne und nichts schien dagegen zu sprechen, einen Ausflug in diesen exotischen Dschungel zu machen. Beginnen wollten sie mit einem Picknick, am nahegelegenen See, inmitten dieser zauberhaften Insel. Ein Fluss, der sich seinen langen Weg von seiner geheimen Quelle durch dieses herrliche Eiland bis zu seinem sprudelnden Ende bahnte, mündete als herrlicher Wasserfall in diesen See. Michaela konnte es nicht erwarten, sich ihre Kleider vom Leib zu reißen und in diesem von der Sonne gewärmten Wasser zu baden. Doch Jürgens neugierige Ader kam ihnen wieder einmal dazwischen. Auf dem Weg zum See kamen sie durch ein dunkles Stück Dschungelgebiet, das nur schwache Strahlen goldenen Lichts durch die Bäume hindurch ließ. Der Boden war mit zahlreichen unterirdischen Wurzeln und Lianen unterwachsen. Neben dem Weg lagen tonnenschwere Felsen, die aussahen wie alte, mystische Wächter, die nur darauf warteten, dass jemand Unbefugtes diese Wälder betrat, um daraufhin zum Leben zu erwachen und ihnen den Weg zu versperren. Als sie schließlich am See ankamen, sich ihre Badesachen anzogen und vergnügt ins Wasser sprangen, war die Welt noch in bester Ordnung. Doch plötzlich hörte sie Jürgen rufen: „He, schau mal, da ist eine Höhle hinter dem Wasserfall!“ Michaela wandte sich zu ihm, schwamm weiter nach vorne und blickte in das schwarze Loch, das sich vor ihr auftat. „Willst du etwa da reingehen?“, fragte Michaela. Aber als sie Jürgens dümmlichen Gesichtsausdruck sah, wusste sie es, er war fest entschlossen, in diese Höhle zu gehen. Sie betraten den Höhleneingang und mussten sich bücken um hineinzukommen. Man konnte genug sehen, um sich nicht den Hals zu brechen. Nach ungefähr drei Metern war es möglich sich komplett aufzurichten und geradezustehen. Über ihnen waren offene Stellen in der Decke, sodass immer wieder Tageslicht hereindrang. Sie gingen tiefer hinein und Michaela konnte ganz deutlich spüren, dass in diesen Gängen etwas Dunkles und Gefährliches lauerte. Sie griff nach Jürgens Arm und flüsterte ihm zu: „Spürst du das? Es ist etwas hier und es beobachtet uns!“ Jürgen versuchte mehr zu erkennen, aber es waren bloß erdige und steinige Wände links und rechts neben ihnen. Doch auch er hatte dieses mulmige Gefühl in seiner Magengrube. Gerade als Michaela dachte, das schreckliche Gefühl würde schlimmer werden, war es ganz unerwartet verschwunden. Als sie weitergingen, vernahmen sie plötzlich ein furchterregendes Scharren. Abrupt blieben sie stehen. Michaela wurde ganz unruhig. „Wir müssen hier verschwinden, schnell!“, forderte sie Jürgen leise auf. Jürgen übernahm die Führung, dicht gefolgt von Michaela, die sich immer wieder verstört umdrehte. Das Geräusch wurde immer lauter und ein unheimliches Zischen war zu hören. Michaela bekam Angst und trieb Jürgen zur Eile an, indem sie ihn vorwärts schubste. Immer wieder drehte sie sich um und das Zischen kam näher und näher. Sie fingen an zu rennen, immer schneller, bis sie schließlich wieder am Höhleneingang ankamen und einen Satz hinaus ins Wasser machten. Sie blickten zurück, doch sie konnten nichts erkennen. Verborgen vor aller Augen, hinter diesem wundervollen Wasserfall, schien etwas zu lauern, nichts Menschliches, etwas Böses, vielleicht sogar.... © by Michaela Brenner 2012
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